Stillstand vor dem Landtag – und auf der Straße?
Eine Aktion, die wachrütteln sollte.
Was war am 9. Juli 2025 in Düsseldorf los? Über 50 leere Rollstühle standen vor dem Düsseldorfer Landtag – ein stilles Mahnmal. Dazu kamen Dutzende Krankenfahrzeuge, die im Konvoi das Düsseldorfer Rheinufer entlangfuhren. Organisiert vom Verband der Kranken- und Behindertenfahrdienste NRW e. V., sollte die Aktion ein Zeichen setzen: So geht es nicht weiter.
Warum die Aktion?
Der Grund: Immer mehr Krankenfahrdienste geraten finanziell unter Druck. Die Vergütung durch viele Krankenkassen deckt nicht einmal die laufenden Kosten – von Investitionen in Fahrzeuge, Personal und Schulungen ganz zu schweigen. Besonders betroffen: Krankenfahrdienste, die Rollstuhl-, Tragestuhl- oder Liegendtransporte anbieten.
Was wirklich auf dem Spiel steht
Ohne Krankenfahrdienst – keine Versorgung
Was viele Entscheidungsträger vergessen: Krankenfahrten sind kein Luxus. Sie sind Teil der medizinischen Grundversorgung. Wenn niemand mehr Menschen zur Dialyse, Strahlentherapie oder Physiotherapie bringt – wer dann?
Betroffen sind vor allem die Schwächsten
Es trifft nicht die Lauten, sondern die Leisen. Menschen mit schweren Erkrankungen, Mobilitätseinschränkungen, Pflegebedürftige. Wer nicht mobil ist, hat oft keine Alternative – außer dem Krankenfahrdienst. Fällt der weg, bricht Versorgung weg. Wir verstehen den Frust, den Ärger und die Verzweiflung vieler Kolleginnen und Kollegen.
Warum Huckepack dieses Jahr mit manchen Kassen keine Verträge mehr hat
Wir haben 2025 bewusst mit einigen Krankenkassen keine neuen Rahmenverträge für Tragestuhl- und Liegendtransport abgeschlossen. Warum? Weil wir für aufwendige Transporte – z. B. mit Tragestuhl oder Liegendtragen – keine Vergütung für die notwendige zweite Fachkraft erhalten. Teilweise bekommen wir sogar weniger pro Kilometer vergütet (Rollstuhl, Tragestuhl- und Liegendtransport), als wenn der Patient selbständig einsteigen kann. Das ist natürlich auch für die Krankenkasse mit mehr Aufwand verbunden.
Wie läuft das jetzt ab? Wenn kein Rahmenvertrag vorliegt, schreiben wir die Rechnung direkt an den Patienten. Dieser reicht sie mit einem Antrag auf Fahrtkostenerstattung bei seiner Krankenkasse ein. Ja, das ist umständlich. Aber: Es ist der einzige Weg, wie wir unsere Dienste weiterhin anbieten können. Sonst müssten auch wir bald den Fahrdienst einstellen.
Wenn keiner mehr fährt
Wenn niemand mehr fährt, wird oft auf den KTW des Rettungsdienstes zurückgegriffen. Das verursacht enorme Mehrkosten und die Bindung wertvoller Ressourcen im Rettungsdienst. Diese Kostenexplosion ist seit vielen Jahren bekannt und wird z.B. vom vdek oder der AOK bejammert. Unglaublich? Ja.
Mehr Wertschätzung für soziale Dienstleister
Krankenfahrdienste mit Sonderumbau-Fahrzeugen sind Teil der medizinischen Infrastruktur – wie Pflegekräfte, Sanitäter oder Ärztinnen. Wer hier spart, spart an der falschen Stelle. Jeder weiß, Fahrzeuge mit Sonderumbau kosten viel mehr in der Anschaffung und im Unterhalt. Logischerweise kann man ein teureres Fahrzeug mit zusätzlichem Personal nicht billiger bewegen als einen normalen PKW.
Huckepack war nicht vor Ort. Bildmaterial Screenshot WDR Lokalzeit.
Wer sich für mehr interessiert, findet hier Medienberichte / Pressemitteilungen:
vdkbf PM – „OHNE UNS FÄHRT NUR NOCH DER RETTUNGSDIENST.“
VDEK – Qualitätsmängel – Intransparenz – Kostenexplosion: Rettungsdienstreform muss kommen
AOK – Von Krankentransport bis Flugrettung: Kassenausgaben steigen ungebremst